PV-Anlage an einem Balkon

Mit dem Balkonkraftwerk eigenen Strom erzeugen

Sonnenenergie ist nachhaltig und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit einer Solaranlage auf dem Balkon kann jeder Haushalt eigenen Strom produzieren. Die Balkonkraftwerke sind einfach anzubringen und werden mit einem Stecker an den eigenen Stromkreislauf angeschlossen. Mit dem Solarpaket 1 wird die Nutzung jetzt noch einfacher.

Inhalt

  1. Balkon-PV: Sonnenstrom als wichtiger Energieträger
  2. Kompakt, effizient und immer beliebter: Balkonkraftwerke
  3. Balkon-PV: Das Solarmodul als Kernstück
  4. Das Solarpaket 1: Erleichterungen für Balkon-PV
  5. Wie viel Strom erzeugen Balkonkraftwerke?
  6. Wechselrichter bei Balkon-Solaranlagen
  7. Was kostet ein Balkonkraftwerk?
  8. Voraussetzungen für die Nutzung einer Balkon-Solaranlage
  9. Potenzial von Balkonkraftwerken

Strom selbst zu erzeugen war in der Vergangenheit vor allem ein Thema für Hausbesitzer*innen, die Photovoltaikanlagen auf ihren Dächern installiert haben. Dank kleiner, steckerfertiger Solaranlagen für den Balkon kann inzwischen jede*r einen Teil der eigenen Stromkosten einsparen. 

Balkonkraftwerke werden immer populärer, gerade in Baden-Württemberg. Das neu verabschiedete Solarpaket 1 hat weitere Erleichterungen für den Betrieb dieser Steckersolargeräte gebracht. In unserem Artikel erläutern wir, wie Sie eigenen Sonnenstrom mit Balkon-PV erzeugen können und was es dabei zu beachten gilt.

Balkon-PV: Sonnenstrom als wichtiger Energieträger

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2023 hierzulande 449,8 Mrd. kWh Strom erzeugt und in das Versorgungsnetz gespeist. Der Anteil an Strom aus Erneuerbaren Energien in ganz Deutschland betrug dabei 56 %, was einer Steigerung von 6,7 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. 

Mit einem Anteil von 31 % war Windkraft landesweit der meistgenutzte Energieträger, gefolgt von Photovoltaik mit 11,9 %, Biogas mit 6,2 % und Wasserkraft mit 4,1 %.(1) In Baden-Württemberg steht die Photovoltaik an der Spitze:

Kompakt, effizient und immer beliebter: Balkonkraftwerke

Bei Balkonkraftwerken, auch Mini-PV-Anlagen oder Steckersolargeräte genannt, handelt es sich um kleine Solarmodule, die am Balkon angebracht oder auf anderen Außenflächen installiert werden. Die Balkon-PV-Anlagen sind technisch speziell für diese Anwendung konstruiert und werden anschlussfertig geliefert. Dank 3 verschiedener Elemente lassen sie sich ohne technisches Vorwissen selbst installieren.

Und die kleinen Kraftpakete werden immer beliebter. Wie der Bundesverband Solarwirtschaft unter Berufung auf die Bundesnetzagentur berichtet, wurden 2023 rund 270.000 Balkonkraftwerke in Betrieb genommen, mehr als 4-mal so viel wie im Vorjahr.(2)

Balkon-PV: Das Solarmodul als Kernstück

Das wichtigste Element eines Balkonkraftwerks ist das Solarmodul, wobei meist mindestens 1 bis 2 davon verbaut werden. Moderne Solarmodule sind wetterfest und halten mechanischen Belastungen wie z. B. Hagel ohne Probleme stand. Die Maße der Anlagen betragen etwa 1,70 x 1 m. Viele Hersteller geben 20 Jahre Garantie auf die Leistungsfähigkeit, einige sogar noch mehr.

Die Leistungsfähigkeit der Solarmodule ist abhängig von der eingesetzten Technologie. Man unterscheidet zwischen monokristallinenpolykristallinen und Dünnschicht-Modulen – wobei erstere am leistungsfähigsten, aber auch am teuersten sind. Ein Solarmodul erzeugt zwar auch Strom, wenn es bewölkt ist oder die Sonne nicht im optimalen Winkel steht. Die Ausrichtung nach Norden ist jedoch nicht zu empfehlen.

Das Solarpaket 1: Erleichterungen für Balkon-PV

Für alle, die ihren eigenen Strom auf dem Balkon erzeugen wollen, bringt das neue Solarpaket 1 viele Vorteile mit sich. Bereits Mitte 2023 hatte das Bundeskabinett 2 Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht, die die Nutzung von Balkonkraftwerken deutlich erleichtern sollen. Das verabschiedete Gesetz trat am 16. Mai 2024 in Kraft und beinhaltet folgende Vereinfachungen:

  • Anhebung der Wechselrichterleistung auf 800 W: Bisher durfte die Wechselrichterleistung bei Balkonkraftwerken lediglich 600 W betragen. Nun wurde diese sogenannte Bagatellgrenze an die EU-Regelung angepasst und auf 800 W angehoben. 
  • Maximale Modulleistung bei 2.000 Wpeak: Bei Balkonkraftwerken, die aus mehreren Modulen bestehen, beträgt die Leistungsgrenze aller Module zusammengenommen nun 2.000 Wpeak, während der Wechselrichter nicht mehr als 800 W davon einspeisen darf. Die leistungsfähigen Module können so auch bei geringerer Sonneneinstrahlung entsprechende Erträge erzielen. Das bedeutet: Bei einer durchschnittlichen Modulleistung von 400 bis 500 Wpeak entsprechen 4 bis 5 PV-Module etwa 2.000 Wpeak und damit immer noch einem Balkonkraftwerk.
  • Wegfall der Doppelmeldepflicht: Balkon-PV-Anlagen mussten bisher sowohl im Marktstammdatenregister als auch beim Netzbetreiber angemeldet werden. Bereits seit April genügt die vereinfachte Eintragung im Marktstammdatenregister.
  • Duldung rückwärts drehender Stromzähler: Bislang war der Betrieb von Balkon-PV mit rückwärts drehenden Zählern nicht erlaubt. Mit dem Solarpaket 1 wird dies jetzt nach Eintragung ins Marktstammdatenregister so lange geduldet, bis der Netzbetreiber einen Zweirichtungszähler installiert hat. Die Aufforderung zum Tausch wird mit der Eintragung automatisch an den Messstellenbetreiber übermittelt.
  • Balkon-PV als „privilegierte Maßnahme“: Mietende und Eigentümer*innen in WEGs müssen zwar weiterhin vor der Installation eines Balkonkraftwerks Vermietende bzw. die WEG um Erlaubnis bitten. Zukünftig gelten jedoch Balkonkraftwerke als privilegierte Maßnahme und können nur noch in Ausnahmefällen abgelehnt werden.
  • Schukostecker ausreichend: Der VDE regelt mit seiner Norm DIN VDE-AR-N 4105 die Bedingungen für Installation und Betrieb von Balkonkraftwerken. Die aktuelle Fassung empfiehlt zwar Wieland-Steckdosen, duldet aber ebenso die Verwendung von Schukosteckern. Derzeit überarbeitet der VDE diese Norm, die noch 2024 aktualisiert werden soll.
  • Keine Zusammenfassung von „normalen“ PV-Anlagen mit Balkon-PV: Balkon-PV wird nun rechtlich nicht mehr mit bereits bestehenden Solaranlagen zusammengefasst, solange die Gesamtmenge von 800 W Wechselrichterleistung bzw. 2.000 Wpeak maximale Modulleistung eingehalten wird. Man darf also zusätzlich zu einer bestehenden PV-Anlage auch ein Balkonkraftwerk betreiben.(3)

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Wie viel Strom erzeugen Balkonkraftwerke?

Ein aktuelles Solarmodul verfügt über eine Leistung von mindestens 400 WpeakWattpeak bedeutet: So viel beträgt die maximale Leistung des Moduls unter optimalen Bedingungen. 

Aber wie viel Strom produziert ein solches Modul im Jahr? Als Faustregel gilt: Der Wert des Wpeak multipliziert mit 1.000 in Stunden pro Jahr erzeugt X Kilowattstunden bei guter Ausrichtung zur Sonne. Ein fiktives Modul mit 500 Wpeak erzeugt demnach etwa 500 kWh Strom pro Jahr. 

Das deckt den Strombedarf eines Vierpersonenhaushalts mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 3.500 kWh natürlich nicht. Man kann damit aber die tägliche Grundlast von Standby-Geräten wie Kühlschrank, Router und ladefähigen Elektrogeräten sowie anderen Kleinstverbrauchern wie Handys über den Tag gut abdecken.

Bei viel Sonneneinstrahlung reicht die Energie auch nahezu für die Spülmaschine oder Waschmaschine. Als Faustregel gilt, dass ein Balkonkraftwerk etwa 10 bis 20 % des Stromverbrauchs decken kann, ist es optimal aufgestellt sogar bis 30 %. 

Für einen kleinen Ein- bis Zweipersonenhaushalt mit wenig Stromverbrauch genügt meist ein Modul mit einem 300-W-Wechselrichter. Für einen größeren Haushalt mit höherem Stromverbrauch wäre dann ein Balkonkraftwerk mit 2 oder mehreren Modulen und einem 800-W-Wechselrichter die bessere Wahl.

Lesen Sie zum Thema Balkonkraftwerke auch unser Experten-Interview mit PluginEnergy.

Wechselrichter bei Balkon-Solaranlagen

PV-Anlagen erzeugen Gleichstrom, im Stromnetz fließt jedoch Wechselstrom. Um Sonnenstrom nutzen zu können, muss er entsprechend durch einen Wechselrichter umgewandelt werden. Seit Inkrafttreten des Solarpaket 1 ist die vorgeschriebene Leistungsbegrenzung durch den Wechselrichter von 600 auf 800 W gestiegen. Hier müssen Kleinstromproduzent*innen nichts beachten, weil der Wechselrichter automatisch herunterdrosselt. 

Bei Balkonkraftwerken wird der Wechselrichter in der Regel mit MC-4-Kabeln direkt am Modul angebracht. Viele Wechselrichter sind inzwischen WLAN-fähig, sodass Verbrauchende über eine App jederzeit den Stand der Energieproduktion einsehen können. 

Alternativ ist die Stromproduktion auch über ein Strommessgerät, das in die Steckdose gesteckt wird, messbar. Gute Messgeräte sind bereits ab 15 € erhältlich.

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Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Solaranlagen liefern etwa 1 kWh Strom pro Jahr pro 1 Wpeak Leistung. Die genaue Menge hängt von Standort und Ausrichtung der Anlage sowie vom Wetter ab. Aufgrund der vielen Sonnenstunden der letzten Sommer erzeugten zahlreiche PV-Anlagen wesentlich mehr Strom als ursprünglich kalkuliert.

Die Preise für Mini-Solaranlagen sind durch die gesunkenen Herstellungskosten und einen erhöhten Wettbewerb immer attraktiver geworden. Komplettpakete für 800 Wpeak inklusive 2 Modulen, Befestigungsmaterial, Wechselrichter, Stecker und Kabel gibt es bereits für rund 500 €. Die Mehrwertsteuer von 19 % entfällt auch 2024.

Wenn man den Preis für den Strom, den man entsprechend nicht mehr extern beziehen muss, pauschal mit 0,42 € pro kWh(4) veranschlagt, spart das bei einem Ertrag von 500 kWh etwa 210 € pro Jahr ein (0,42 € x 500 kWh = 210 €). In weniger als 4 Jahren hat sich die Investition im Idealfall amortisiert. Bei einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren sparen Verbrauchende mit einer solchen Anlage dann theoretisch 4.200 € (210 € x 20 Jahre = 4.200 €) – zukünftige Steigerungen beim Strompreis noch nicht eingerechnet.

Um die optimale Profitabilität eines Balkonkraftwerks zu erreichen, empfiehlt es sich, das eigene Nutzungsverhalten anzupassen: Zur Mittagszeit im Hochsommer kann die Anlage ihre volle Leistung von bis zu 800 W liefern. Kleinere Einfamilienhäuser bzw. Vierzimmerwohnungen verbrauchen passiv, also durch Geräte im Standby-Modus, Internetrouter etc., jedoch gerade einmal rund 100 W. Damit der erzeugte Strom nicht ungenutzt bleibt, sollten beispielsweise Großverbraucher wie Geschirrspüler oder Waschmaschine in dieser Zeit laufen. 

Aktuell werden auch Kleinst-Batteriespeicher immer kostengünstiger. Noch sind diese meist unwirtschaftlich. Doch das kann sich bald ändern, sodass Verbraucher*innen in Zukunft den eigenen Balkonstrom speichern und zeitunabhängig bei Bedarf nutzen können. 

PV-Anlage an einem Balkon in Berlin-Neukölnn
Photovoltaik-Anlage an einem Balkon in Berlin-Neukölln im Winter 2019.

Voraussetzungen für die Nutzung einer Balkon-Solaranlage

Ein Balkonkraftwerk kann leicht und ohne technische Vorkenntnisse an den eigenen Stromkreislauf angeschlossen werden. Die Anmeldung ist mit dem Solarpaket 1 ebenfalls stark vereinfacht worden.

Trotzdem müssen Verbrauchende bestimmte Sicherheitsaspekte beachten. So darf man eine solche Anlage nicht über eine Mehrfachsteckdose an das Stromnetz anschließen. Diese könnte überhitzen. Gleiches gilt für eine Verbindung mit einer aufgerollten Verlängerungsschnur. Und natürlich muss die Steckverbindung vor Nässe geschützt sein. Weitere Informationen zu Anforderungen und Sicherheit wird außerdem die erwartete Produktnorm des VDE liefern.


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Potenzial von Balkonkraftwerken

Balkonkraftwerke sind inzwischen von hoher Qualität und zu attraktiven Preisen auf dem Markt erhältlich. Die Installation ist einfach und ohne Fachwissen möglich. Wenn man sein Verbrauchsverhalten etwas anpasst, kann man mit einem Balkonkraftwerk einiges an Stromkosten einsparen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz tun.

Betrachtet man die Vereinfachungen für Balkonkraftwerke durch das Solarpaket 1 (wie z. B. die Erhöhung der Leistungsgrenze auf 2.000 Wpeak) und die zukünftigen technischen Entwicklungen, so kann sich noch ein weitaus höheres Potenzial entfalten. Denn schon heute betreiben viele Hauseigentümer*innen ihre Balkon-PV-Anlagen gar nicht auf einem Balkon, sondern auf einem Carport, auf dem Gartenhäuschen, im Garten oder gar als Gartenzaun.

Wir empfehlen Interessierten bei der Recherche auch Online-Foren oder Gruppen in sozialen Netzwerken. Hier findet ein reger Austausch über die tatsächliche Alltagspraxis mit Balkonkraftwerken statt.


Weiterführende Links
Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE)
Umfangreiche tabellarische Übersicht mit Solarmodulen für den Balkon: https://www.pvplug.de/marktuebersicht/

Belege
(1) Statistisches Bundesamt
(2) Bundesverband Solarwirtschaft e. V.
(3) Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
(4) Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V.

  1. Werner Alhäuser

    Wenn denn die Stromzähler wie in manchen anderen Ländern endlich „Rückwärts“ laufen würden, dann wären sicherlich viel mehr Menschen für die Anschaffung einer Mini PV-Anlage zu begeistern.

    • Thomas D.

      Ist aktuell illegal und braucht es meiner Meinung nach nicht. Die Menschen sind jetzt schon total begeistert, weil man aktuell diese Balkonkraftwerke kaum bekommt außer bei eBay Kleinanzeigen. Für mich auch nachvollziehbar, da sich das bei den aktuellen Strom-Preisen schon in 3-5 Jahren amortisiert und man dann immer noch 10-15 % seines Verbrauchs spart. 👍

  2. Habe jetzt ein Balkonkraftwerk und bin total begeistert. Hoffe, dass bald auch 800 Watt erlaubt werden wie in Holland!

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