3 Fragen an Ralf Biehl, Erdgas Südwest
Der Energieversorger Erdgas Südwest bietet Kunden eine selbstbestimmte Versorgung mit Strom und Wärme an, unabhängig von externen Lieferungen. Über die Energielösung "biotark" sprach energate mit Geschäftsführer Ralf Biehl.
energate: Herr Biehl, unter der Bezeichnung "biotark" bieten Sie eine dezentrale Selbstversorgung an. Wie funktioniert das und an wen richtet sich das Angebot?
Ralf Biehl: Mit "biotark" - übrigens eine Wortkreation aus biologisch und autark - machen wir unsere Kunden zum eigenen Energieversorger. Das gelingt durch den Einsatz von möglichst viel erneuerbarer Energie in Kombination mit modernster Technik wie zum Beispiel der Brennstoffzelle mit einem Gesamtwirkungsgrad von über 60 Prozent. "biotark" bedeutet, dass Energie vor Ort selbst produziert und effektiv und effizient selbst verbraucht wird. Autark von null auf hundert ist natürlich nicht immer leicht, besonders bei Bestandsgebäuden. Heute bleibt meist ein kleiner Rest Abhängigkeit, denn nicht jeder hat optimale Bedingungen, um erneuerbare Energien einzusetzen, oder gar einen eigenen Wald. Daher ist "biotark" modular und flexibel aufgebaut - die Umsetzung nachhaltig und schrittweise je nach den Voraussetzungen und Wünschen des Kunden. Und an dem Rest arbeiten wir ebenfalls schon. Das Angebot richtet sich an alle, die clever für morgen investieren wollen: private Haushalte, Unternehmen und Kommunen. Für jeden gibt es individuelle Lösungen.
energate: Wie kann man autark werden? Und braucht es noch ein Netz als Back-up?
Biehl: Es beginnt mit einer Entscheidung - für einen bewussteren Umgang mit Energie und für mehr Unabhängigkeit. Unsere Aufgabe ist es, zunächst gut zu beraten und die Situation vor Ort zu analysieren. Dabei betrachten wir die Energieversorgung ganzheitlich, also immer beide Sektoren: Strom und Wärme. "biotark privat" richtet sich zum Beispiel an Eigenheimbesitzer. Die Grundbausteine des Konzepts sind hier eine Fotovoltaikanlage, ein Wärmespeicher und eine intelligente Steuerung. Entweder können diese auf die bestehende Heizungsanlage abgestimmt werden oder es kommen weitere Bausteine wie beispielsweise ein kleines Blockheizkraftwerk, eine Brennstoffzelle oder eine Wärmepumpe hinzu. So kann man sich bereits heute bis zu 90 Prozent zuverlässig und sicher selbst mit Strom und zu einem zweistelligen Prozentsatz mit Wärme versorgen. Und schont ganz nebenbei auch noch den Geldbeutel und das Klima.
Ob wir das Netz auch weiterhin brauchen? Wir meinen ja. Denn wir wollen keine von allem abgeschnittene Insellösung, sondern vielmehr einen regionalen Austausch von selbst produzierter Energie. Sollte einmal zu wenig Energie im Haus produziert werden, füllen wir als Energieversorger die Lücke mit ebenso nachhaltig erzeugter Energie. Mit "Energie von hier zu dir" kann jeder von der Energiewende profitieren, ohne dabei ein Risiko in puncto Versorgungssicherheit einzugehen.
energate: Wie kommt das Angebot bei ihren Kunden an?
Biehl: Mit "biotark", so glauben wir, sprechen wir essenzielle Werte in unserer Zeit an: Selbstbestimmung und Umweltbewusstsein. Die Nachfrage nimmt stetig zu. Besonders Unternehmen interessieren sich für unsere Lösung "biotark business".
Quelle: Thorsten Czechanowsky, energate Bremen
