Viele Menschen möchten sich umweltfreundlich verhalten und möglichst wenig klimaschädliches CO2 verursachen. Aber: Jeder Mensch verbraucht Ressourcen, die die Natur liefert. Er muss sich ernähren, braucht Kleidung, ein Zuhause und will sich fortbewegen. Das alles verbraucht Energie bzw. Rohstoffe und in der Folge entsteht CO2, das in die Atmosphäre abgegeben wird.
Das ist an sich unproblematisch, denn das Ökosystem benötigt grundsätzlich CO2, um zu funktionieren. Pflanzen wandeln CO2 in Kohlenstoff und Sauerstoff um, das ist ein natürlicher Prozess.
Problematisch wird es dann, wenn zum einen der Verbrauch fossiler Energieträger den CO2-Ausstoß so stark erhöht, dass der natürliche Kreislauf dies nicht mehr kompensieren kann. Zum anderen liegt der Verbrauch von natürlichen Ressourcen (Ackerbauflächen, Wasser usw.) in vielen Ländern über dem, was eigentlich zur Verfügung steht.
Die Non-Profit-Organisation Global Footprint Network entwickelte daher 1994 das Konzept des ökologischen Fußabdrucks, mit dem jede*r seinen konkreten Verbrauch an natürlichen Ressourcen berechnen kann. Er definiert das Verhältnis zwischen Verbrauch und Bereitstellung natürlicher Ressourcen und gibt an, ob unser Verbrauchsverhalten die Möglichkeiten unseres Planeten überstrapaziert oder ob wir uns im Gleichgewicht befinden.
Inhalt
- Berechnung des ökologischen Fußabdrucks
- Ressourcen, die den ökologischen Fußabdruck beeinflussen
- Der Erdüberlastungstag
- Top 10 der Länder mit dem größten bzw. kleinsten ökologischen Fußabdruck
- Verhalten, um den Fußabdruck zu senken
- Der ökologische Handabdruck
- Fazit: Nachhaltig leben
Wie wird der ökologische Fußabdruck berechnet?
Die Rechnungsgröße des ökologischen Fußabdrucks ist der globale Hektar. Er berechnet die biologisch produktive Fläche, die der individuelle Lebensstandard dauerhaft und nachhaltig verbraucht. Hier wachsen die Pflanzen und Tiere, die man für seine Ernährung braucht oder die Wälder für die Verarbeitung des CO2-Ausstoßes. Hier liegt die Fläche für die nötige Müllentsorgung, für die genutzten mineralischen Rohstoffe oder Baumwollfasern, für die Gebäude und Infrastruktur usw.
Der globale Hektar ist also eine Durchschnittsgröße, die aus den unterschiedlichen Biokapazitäten der Flächen berechnet wird.
Problematisch wird es dann, wenn diese benötigte Fläche größer ist als die tatsächlich vorhandene. Das ist z. B. durch die intensive Nutzung fossiler Energieträger (Öl, Gas, Kohle) der Fall: Es steht nicht so viel Waldfläche zur Verfügung, um das durch den Verbrauch anfallende CO2 aufzunehmen und unschädlich zu machen.
Auch Ressourcen wie Energie, Süßwasser, Mineralien oder Nahrungsmittel stehen nicht unendlich zur Verfügung. Die verfügbaren, biologisch aktiven Flächen sind endlich. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von globalen Hektar.
Deswegen, so die Berechnungen des Global Footprint Networks 2021, benötigt die Menschheit eigentlich 1,7 Erden, um so weiterzuleben wie bisher.

Welche Ressourcen beeinflussen den ökologischen Fußabdruck eines Menschen?
Nicht alle Ressourcen, die Menschen zum Leben benötigen, wirken sich negativ auf den individuellen ökologischen Fußabdruck aus. Die Luft zum Atmen oder auch das Sonnenlicht stehen ohne Konsequenzen zur Verfügung. Alle anderen Güter verursachen jedoch in unterschiedlichem Maße Landverbrauch.
Ernährung
Dass man Fläche benötigt, um Nahrungsmittel zu produzieren, liegt in der Natur der Sache. Jedoch verursachen einige Lebensmittel einen wesentlich größeren Fußabdruck als andere, ein Beispiel: Fleisch, denn Tiere brauchen Fläche und sie brauchen Futter, dessen Anbau wiederum Fläche benötigt.
Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wurden 2018 auf etwa 35 % der Agrarflächen Futtermittel angebaut. Die Produktion von Fleisch verbraucht viel mehr Wasser und Energie als die gleiche Menge pflanzlicher Proteine. Die Fleischproduktion spielt daher eine zentrale Rolle bei der Begrenzung der CO2-Emissionen.
Wohnung
Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf und diese Gebäude sowie deren Bewirtschaftung verbrauchen Ressourcen: Baumaterialien wie Steine, Zement, Sand, Wasser, Holz oder auch Glas. Außerdem muss ein Haus mit Energie versorgt werden, es braucht Licht, Wärme, Strom und Wasser. Und zuletzt stehen die Häuser auf Land.
Wer auf vielen, schlecht gedämmten Quadratmetern wohnt und diese im Winter komplett wohlig warm beheizt, dessen Fußabdruck ist folglich größer als der von Bewohner*innen kleiner Apartments, die sich vielleicht auch noch Gemeinschaftsräume teilen.
Mobilität
Menschen wollen sich fortbewegen, Waren und Güter müssen transportiert werden. Fernreisen sind für viele Menschen erschwinglich geworden und viele Haushalte haben mehr als ein Auto zur Verfügung. Auch in den globalen Lieferketten werden immer mehr Waren transportiert.
Das alles verbraucht Ressourcen sowohl für die Herstellung und den Betrieb der Verkehrsmittel als auch für die Verkehrswege und deren Instandsetzung. Laut dem Global Footprint Network ist der Verkehrssektor weltweit für etwa 14 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.
Kleidung und andere Waren
Wasser, Energie, Kunstdünger, Pestizide, Land – die Herstellung von Kleidung verbraucht viele natürliche Ressourcen. Denn Baumwolle, Leinen oder auch Seide sind pflanzliche Produkte, die angebaut und verarbeitet werden müssen.
Künstliche Fasern wiederum verbrauchen fossile Energieträger und benötigen weitere Chemikalien sowie Elektrizität zur Herstellung. Zudem wird Kleidung inzwischen durch die ganze Welt transportiert. Auf dem einen Kontinent wachsen die Rohstoffe, auf dem anderen werden diese zu Kleidung verarbeitet, die dann auf dem dritten Kontinent auf den Markt gebracht wird. Das alles gilt auch für die ganzen anderen Waren, die Menschen in Form von Maschinen, Möbeln usw. nutzen.
Hier können Sie Ihren eigenen ökologischen Fußabdruck kalkulieren lassen!
Was ist der Erdüberlastungstag?
Am 3. Mai 2023 proklamierte das Global Footprint Network den Erdüberlastungstag für Deutschland. An diesem Tag hatte Deutschland bereits alle Ressourcen aufgebracht hat, die dem Land eigentlich für das ganze Jahr 2023 zur Verfügung stehen. Wir leben also über unsere Verhältnisse und verbrauchen mehr, als die Erde bereitstellt.
Deutschland gehört daher zu den Ländern, die durch Lebensstandard und Konsum zu viele Ressourcen verbrauchen und zu viel CO2 ausstoßen. Deutschland trägt mehr als andere Länder zum Klimawandel bei. Vor 25 Jahren noch lag der Erdüberlastungstag für Deutschland im Oktober. Die Situation hat sich in den letzten Jahrzehnten also zugespitzt.
Top 10: In welchen Ländern ist der ökologische Fußabdruck am größten und in welchen am geringsten?
Die folgenden 10 Länder haben nach Angaben des Global Footprint Network den höchsten ökologischen Fußabdruck (gha pro Kopf) im Jahr 2022:
- Vereinigte Arabische Emirate (8,7)
- Kuwait (8,6)
- Neukaledonien (8,4)
- Bahrain (8,2)
- Estland (8,1)
- Brunei ((7,9)
- Lettland (7,7)
- Mongolei (7,7)
- Belize (7,5)
- USA (7,5)
- ….
- Deutschland (4,5)
Die folgenden 10 Länder haben nach Angaben des Global Footprint Network den geringsten ökologischen Fußabdruck (gha pro Kopf) im Jahr 2022:
- Puerto Rico (0,12)
- Ruanda (0,55)
- Timor-Leste (0,56)
- Haiti (0,59)
- Burundi (0,59)
- Jemen (0,62)
- Venezuela (0,66)
- Bangladesch (0,67)
- Eritrea (0,72)
- Malawi (0,72)
Quelle: Global Footprint Network
Was kann jeder Mensch tun, um seinen ökologischen Fußabdruck zu senken?
Viele Menschen wollen den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern. Denn die ersten Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels sind für alle spürbar. Generell gilt: Wer seinen ökologischen Fußabdruck verkleinern möchte, der sollte möglichst wenig Energie verbrauchen. Tipps dazu geben wir in unserem Blogartikel 101 Energiespartipps für Heizung, Strom und Wasser.
Darüber hinaus kann jede*r sein Verhalten in den Bereichen ändern, die nicht unmittelbar den eigenen Energieverbrauch betreffen. Ein paar Beispiele:
- Wohnen: eine kleinere Wohnung, ein gut gedämmtes Haus, nachhaltige Möbel, umweltfreundliche Stromanbieter und Heizsysteme wie z.B. eine Wärmepumpe. Und eine eigene Solaranlage verbessert den Fußabdruck enorm.
- Konsum: Geräte leihen oder reparieren, anstatt auszutauschen, Kleidung second-hand einkaufen oder verkaufen, auf nachhaltige Produktion und Materialien achten.
- Lebensmittel: weniger Fisch und Fleisch, mehr Obst und Gemüse sowie vor allem regionale und saisonale Produkte.
- Müll: Verpackungen und Plastik reduzieren, Müll trennen, generell wenig Müll produzieren.
- Mobilität: Generell sollte man versuchen, so oft wie möglich auf die Angebote des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) zurückzugreifen. Ebenso verbessert man als Fußgänger oder Radfahrer den persönlichen Fußabdruck. Und wenn es denn ein privates Auto braucht, dann ist das Elektrofahrzeug die umweltschonendste Variante.

Was ist der ökologische Handabdruck?
Der Begriff ökologischer Handabdruck wurde von Umweltorganisationen etabliert, um Menschen zu motivieren, sich in ihrem Umfeld für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Es geht also weniger um konkrete, CO2-vermeidende Handlungen, sondern um das individuelle Engagement, die Idee des Klimaschutzes in der Gesellschaft zu verankern: in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Schule oder im Verein. Überall bewegen wir uns in Strukturen, auf die wir einwirken können.
Vielleicht gelingt es durch Anregungen und Argumente, dass andere Menschen oder Institutionen entscheiden, sich ökologisch sinnvoller und ressourcenschonender zu verhalten. Der ökologische Handabdruck beschreibt also die Wirksamkeit einer Person, die in ihrem Umfeld Veränderungen im Sinne einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen auslöst.
Fazit: Der blaue Planet muss lebenswert bleiben
Bei dem ökologischen Fußabdruck handelt es sich um eine Messgröße, die plastisch veranschaulicht, dass die menschliche Zivilisation über ihre Verhältnisse lebt. Der hohe Lebensstandard mit der übergroßen Fülle von Waren und Dienstleistungen überlastet die natürlichen Ressourcen. Wir verbrauchen zu viel und leben nicht nachhaltig.
Hinzu kommt, dass der Lebensstil ungleich verteilt ist. Während die armen Weltregionen aufgrund der Umstände kaum zum Klimawandel beitragen, werden in anderen die Ressourcen gedankenlos überstrapaziert. Die Konsequenzen tragen allerdings alle, denn die Auswirkungen des Klimawandels unterscheiden nicht zwischen arm und reich.
Deswegen ist es für jede*n Einzelne*n das Gebot der Stunde, Verantwortung zu übernehmen und durch umweltbewusstes Verhalten daran mitzuwirken, dass der blaue Planet für uns und unsere Kinder lebenswert bleibt.