Eine Sanduhr verdeutlicht das verrinnende CO2-Budget

Was ist eigent­lich… De­kar­bo­ni­sierung?

Wir erklären den Begriff „Dekarbonisierung“, mit dem eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit bezeichnet wird: Die Erzeugung und Nutzung von Energie so zu organisieren, dass dabei kein CO₂ in die Atmosphäre gelangt. Warum das so wichtig für den Schutz des Weltklimas ist und woher der Begriff stammt, dazu finden Sie alles in diesem Wissensartikel.

In unserer Reihe „Wissen über Energie“ erklären wir Begriffe, Dinge und Prozesse, die immer wieder diskutiert werden. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der „Dekarbonisierung.“ Dieser Begriff fällt zumeist in Zusammenhang mit der Zukunft unserer Energieversorgung und beschreibt eine bestimmte Art und Weise, wie Strom, Wärme und Bewegungsenergie erzeugt werden sollen: Die Verwendung fossiler Energieträger soll dabei unbedingt vermieden werden. 

Was bedeutet „Dekarbonisierung“ wortwörtlich?

Wenn man das Wort „Dekarbonisierung“ betrachtet, fällt am Wortanfang die Silbe „De-“ auf. Dieses „De-“ stammt eigentlich aus der französischen Sprache und bedeutet so viel wie „Ent-„. Im Deutschen kennt man es von Wörtern wie „degradieren“ (den Rang entziehen) oder „demaskieren“ (die Maske ablegen). 

Bei der Dekarbonisierung wird also etwas entfernt, etwas entzogen und dieses etwas steckt in dem zweiten Teil des Wortes: „Karbon“. Mit diesem Begriff wird eigentlich ein erdgeschichtliches Zeitalter bezeichnet, grob gesagt der Zeitraum vor 400 bis 300 Millionen Jahren. In dieser Zeit wuchsen riesige Wälder, deren Überreste wir heute als Kohle, Öl und Erdgas nutzen. Auf Lateinisch heißt Kohle „carbon“ und daher der Name für das Zeitalter, in dem diese entstand. Wollte man also den Begriff „Dekarbonisierung“ wortwörtlich ins Deutsche übertragen, würde man von „Entkohlung“ sprechen. 

Wie wird der Begriff „Dekarbonisierung“ verwendet?

Der Begriff Dekarbonisierung spielt in der Diskussion um die Gefahren des Klimawandels eine zentrale Rolle. Denn: Die Zukunft der Menschheit hängt davon ab, ob es uns gelingt, die gesamte Energieversorgung zu dekarbonisieren, zu „entkohlen“. Um zu verstehen, um was es dabei genau geht, muss man etwas ausholen.

Wenn Menschen Energie benötigen, um Wärme oder elektrischen Strom zu erzeugen oder Automotoren zu betreiben, wird seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in wachsendem Ausmaß die Energie genutzt, die sich in der Kohle, im Erdöl und im Erdgas befindet. Diese Energie wurde im Erdzeitalter des Karbon in diesen sogenannten fossilen Energieträgern eingelagert. Grundlage war das massive Pflanzenwachstum in dieser Zeit, bei dem unter Nutzung der Sonnenenergie gigantische Mengen CO₂ aus der Atmosphäre verwendet und gebunden wurden. Durch diesen Wachstums- und den nachfolgenden Versteinerungsprozess (der Kohle) wurden der Atmosphäre Milliarden Tonnen des Gases CO₂ entzogen, was dazu führte, dass sich das Klima zu dem wandelte, wie wir es heute kennen: Ein mehr oder weniger gemäßigtes Wetter, das unsere Zivilisation ermöglicht hat. 

Seit etwa 100 Jahren nimmt durch die menschliche Nutzung der eingelagerten Energie der Anteil des CO₂ in der Atmosphäre immer weiter zu, einfach dadurch, dass die Menschen die fossilen Energieträger verbrennen. Das führt zu einem Treibhauseffekt auf der Erde: Die durch die Sonne auf unseren Planeten eingestrahlte Energie kann nicht mehr wie bisher aus der Atmosphäre entweichen. Die Erde heizt sich immer weiter auf. 

Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind erheblich, unwiderruflich und gefährlich für die Menschheit: Der Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Polkappen, gewaltige Stürme, Hitzephänomene – die Wissenschaft ist sich einig, dass wir schon im 21. Jahrhundert Umweltbedingungen erleben würden, auf die die Menschheit nicht vorbereitet werden kann. Daher muss der weitere Ausstoß von CO₂ in die Atmosphäre durch die Nutzung fossiler Energieträger unbedingt eingedämmt und schließlich vollständig gestoppt werden. Außerdem muss CO₂, das sich bereits in der Atmosphäre befindet, durch Aufforstung und Pflanzenwachstum wieder entzogen werden.

Unbestreitbar beruhen wichtige Bestandteile der menschlichen Zivilisation auf der Nutzung von Energie. Deshalb ist es das Ziel verantwortlicher Politik, die Erzeugung und Nutzung von Energie in allen Bereichen Schritt für Schritt ohne den Verbrauch fossiler Energieträger zu organisieren. Das ist der Kern der Dekarbonisierung: Strom erzeugen ohne Kohle zu verbrennen, Auto fahren ohne Benzin zu verbrennen, Wohnungen heizen ohne Erdgas zu verbrennen. 

Die Menschheit kann die Jahrhundertaufgabe der Dekarbonisierung bewältigen.

Da die menschliche Zivilisation, wie wir sie heute kennen, von der Nutzung von Energie abhängt, stellt sich die Frage, ob die Dekarbonisierung wirklich umgesetzt werden kann. Wie soll diese große Herausforderung bewältigt werden? Die gute Nachricht ist: Keep calm and just do it! Ruhig bleiben und einfach machen! Denn die Menschen sind unglaublich erfinderisch, wenn es wirklich darauf ankommt, das haben sie in der Geschichte oft bewiesen. Schon jetzt existieren viele praktikable Lösungen, um den Klimawandel zu verhindern. Eine ganze Reihe von Technologien stehen inzwischen bereit, um mit ihnen die Nutzung von Energie CO₂-frei zu organisieren. Die Photovoltaik, mit der die Energie der Sonne direkt nutzbar wird, ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Täglich kommen neue Erfindungen hinzu. Nur mit diesem optimistischen Forschergeist werden wir die absolut notwendige, komplette Dekarbonisierung bis zum Jahr 2050 schaffen. Das ist der Plan, der mit dem Pariser Klimaschutzabkommen umgesetzt werden soll. Die Dekarbonisierung ist somit die zentrale Aufgabe unserer Zeit.

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 Zukunft Erdgas

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