Luftbild Photovoltaik auf Freifläche

Erneuer­bare Ener­gien: Baden-Württem­berg an der Spitze

Bei einem Vergleich der deutschen Bundesländer in Bezug auf die Entwicklung bei Erneuerbarer Energie belegt Baden-Württemberg einen respektablen Platz 2. Wir haben uns die Studie, die für das Jahr 2019 gilt, genauer angeschaut und erläutern, wo im Südwesten die Stärken und wo die Schwächen beim Ausbau regenerativer Energieerzeugung liegen.

Klimapaket, CO2-Bepreisung, Förderung von E-Autos und mehr: In 2019 ist politisch viel geschehen, das Erneuerbare Energien voranbringen und den Umweltschutz stärken soll. Im Vergleich zu anderen Bundesländern schneidet Baden-Württemberg dabei besonders gut ab. Doch worin sind wir im „Ländle“ besonders gut und wo besteht noch Nachholbedarf? Welche Verantwortung trägt jedes Bundesland und was tut die Energiewirtschaft, um die umweltpolitischen Ziele zu unterstützen?

Studie: Vergleich der Bundesländer bei Erneuerbarer Energie

Zum sechsten Mal in Folge haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrag von und in Kooperation mit der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) eine Studie durchgeführt. Sie sollte einen Vergleich der Bundesländer hinsichtlich ihres Voranschreitens bei Erneuerbaren Energien anstellen. Anhand von 61 Indikatoren wurden jeweils die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Bundeslandes aufgezeigt. Wichtige Faktoren der Analyse waren die politischen Anstrengungen und Erfolge der Länder bei der Nutzung Erneuerbarer Energien sowie beim damit verbundenen wirtschaftlich-technischen Wandel.  

Was macht’s Ländle? Baden-Württemberg ganz vorne mit dabei!  

Während Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg das Ranking 2019 anführen, bilden das Saarland und Berlin die Schlusslichter. Interessant dabei ist, dass schon zwischen den beiden Führenden deutliche Unterschiede zu vermerken sind – denn sie bringen völlig unterschiedliche Voraussetzungen mit. Schleswig-Holstein tut sich beispielsweise aufgrund großer Fortschritte bei der Nutzung Erneuerbarer im Strombereich hervor; das ist unter anderem auf die Windkraft zurückzuführen. In unseren Heimatgefilden beansprucht man zwar Platz 1 bei den Anstrengungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien – vor allem im Bereich der Wärme –, schafft es bei realisierten Erfolgen dann aber „nur“ noch auf Rang 5. Mit dem sechsten Platz bei den sogenannten Input-Indikatoren im Bereich „Technologischer und wirtschaftlicher Wandel“ bewegt sich das Land im Mittelfeld. Das heißt: Bei den Anstrengungen der Landesakteure hinsichtlich der Ziele und Maßnahmen ist noch Luft nach oben. Platz 10 im Bereich der Erfolge des technologischen und wirtschaftlichen Wandels ist dann wirklich ein Dämpfer für eine Region, die das Tüfteln quasi für sich alleine beansprucht. Dennoch: Im Gesamtranking steht Baden-Württemberg an zweiter Stelle.  

Rangliste der deutschen Bundesländer bei Erneuerbaren Energien
Rangliste der deutschen Bundesländer bei Erneuerbaren Energien im Jahr 2019

Die großen Stärken Baden-Württembergs bei Erneuerbarer Energie

Seit der ersten Studie, die im Jahr 2008 durchgeführt wurde, nimmt Baden-Württemberg einen Platz in der Spitzengruppe ein. Dies ist unter anderem einer vorbildlichen energiepolitischen Programmatik zu verdanken, aber auch den ambitionierten Klimaschutz- und Ausbauzielen sowie den EE-Maßnahmen im Wärmebereich. Hier will man Erneuerbare wirklich nutzbar machen! Ein Beispiel dafür ist die Brennstoffzellenheizung oder Wasserstoffheizung, die in immer mehr Privathaushalten Einzug findet, u. a. mit Biogas betrieben werden kann und auch vom Staat mittels KfW-Förderung vorangetrieben wird. Ein weiteres innovatives Beispiel, dass Erneuerbare Energien im Gewerbe- und Industriesektor vorantreibt, ist die schwimmende Photovoltaik-Anlage auf dem Baggersee Renchen des Kieswerks Ossola, die von Erdgas Südwest unterstützt und umgesetzt wurde. Die Sonnenenergie fließt direkt der Nutzung zu. Das ist eine Kombination aus Vordenken und Umsetzen, wie es sie seitens der Energiewirtschaft viel häufiger geben sollte. 

Nun ist es aber natürlich nicht so, dass der Rest Deutschlands völlig tatenlos bliebe: So hat man die Verbände Erneuerbarer Energien gefragt, wie sie die Politik der verschiedenen Länder bewerten würden.  Demnach ist Bayern richtig gut in Solar- und Bioenergie (4,25 von 5 Punkten), Berlin stark in der EE-Politik (3,5 von 5 Punkten) und Nordrhein-Westfalen ging bei der Landespolitik zur Erd- und Umweltwärme (3,25 von 5 Punkten) mit gutem Beispiel voran. Hamburg wiederum führt das Gesamtranking bei industrie- und technologiepolitischen Erfolge an – vornehmlich dank Patentanmeldungen, E-Autos und Wasserstofftankstellen. 

Wo besteht konkret Handlungsbedarf? 

Es klingt, als seien wir in der Bundesrepublik also auf einem guten Weg. Dennoch stellen sich grundlegende Fragen: Wo liegen unsere Schwächen? Wie können wir bei der Energiewende weiter voranschreiten? Denn auch die international vereinbarten Klimaschutzziele fordern mehr Aktivität bei der Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien – und das so schnell wie möglich. 

Doch unter anderem der Stromsektor, der Wärmebereich sowie der Verkehr lassen diesbezüglich zu wünschen übrig. Die Studie konnte belegen, dass der Ausbau bei der Nutzung von EE im Wärmebereich ins Stocken gerät, auch der technologische und wirtschaftliche Wandel wird auf Sparflamme gekocht. So setzt sich zum Beispiel Biogas für die Fernwärme noch nicht durch. Zwar legt Mecklenburg-Vorpommern hier im Vergleich zu 2016 um 8,26 Prozentpunkte zu, dafür gibt es aber zum Beispiel in Niedersachsen und Berlin sogar Rückgänge zu vermelden. Auch Biomethan als Tankfüllung ist noch nicht weit genug verbreitet – im Juli 2019 gab es deutschlandweit nur noch 145 Tankstellen, die 100 %iges Biomethan anbieten. Und neue Konzepte für die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie, zum Beispiel Smart Grids für die bessere Einspeisung und Speicherung, kommen, jedoch recht langsam. Auch Energieunternehmen stehen also vor einer Aufgabe: Sie müssen Erneuerbare Energien erzeugen, anbieten und nutzen – und das so schnell oder noch schneller, um mit den Forderungen der Verbraucher mithalten zu können.  

Was können wir tun?

Jedes Bundesland – und übrigens auch jeder Einzelne – trägt weiterhin dazu bei, dass noch mehr erreicht werden kann. Aber was? Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, schlägt beispielsweise eine verpflichtende kommunale Wärme- und Kälteplanung vor, um die Energiewende weiter voranzutreiben und alle Gestaltungsspielräume auszunutzen. Auch Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Fernwärme und Vorgaben zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Gebäudebestand hält er für denkbar. Inwieweit das politisch – und gesellschaftlich – auf Akzeptanz stößt, sei dahingestellt. Klar ist aber: Nicht mal die Bestplatzierten können sich auf ihren bisherigen Erfolgen ausruhen, sondern müssen sich weiter anstrengen und helfen, dass aus ambitionierten realisierte Ziele werden. Aber auch jeder Einzelne von uns kann einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten. Das kann bei einem Biogas- oder Ökostromtarif anfangen und im großen Stil bei einer Brennstoffzellenheizung weitergehen. Egal wie groß der Schritt auch ist – wichtig ist, dass er in die richtige Richtung geht. 

Links

Die Studie Vergleich der Bundesländer: Analyse der Erfolgsfaktoren für den Ausbau der Erneuerbaren Energien 2019 finden Sie als Download hier: www.unendlich-viel-energie.de

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