Beatrice Kindler
Managerin Unternehmenskommunikation
Das Verwaltungsgebäude der Erdgas Südwest in Munderkingen erzeugt Großteil benötigter Energie selbst und startet werthaltige Energiewende im Büro.
Noch wird in den Bürogebäuden Deutschlands zu viel Strom und Wärme und damit wertvolles Kapital verbraucht. Viele Unternehmen spielen mit dem Gedanken ihre Strom- und Wärmeeffizienz zu steigern und dabei ihre Energie in Zukunft weitmöglichst selbst zu erzeugen. Wenn man bedenkt, dass rund ein Drittel aller Bürogebäude Deutschlands in Baden-Württemberg und Bayern stehen, dann erkennt man schnell: Hier bietet sich ein großes Potenzial für eine werthaltige Energiewende im eigenen Büro.
Büro- und Verwaltungsgebäude unterscheiden sich grundlegend von Privatgebäuden. Sie sind zum einen viel dichter mit Personen belegt und haben darum einen hohen Wärmebedarf. Rund 70 % der Energiekosten gehen darum auf das Konto der Raumheizung. Die restlichen 30 % werden von einem ganzen Bataillon stromfressender Technik verbraucht. Lüftungs- und Klimaanlagen verschlingen im Durchschnitt rund 60 % und die Beleuchtung nochmals etwa 25 % des bezogenen Stroms, dicht gefolgt von Serverstationen und PCs. Wärmedämmmaßnahmen und die Erneuerung der Beleuchtungsanlagen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch der entscheidende Hebel für die Energiewende im eigenen Büro sitzt im Keller – und auch auf dem Dach.
Moderne Strom- und Wärmegewinnungs-Konzepte und fortschrittliche Gebäudetechnik machen es Unternehmen heute schon möglich, ihre Energie weitgehend selbst zu erzeugen und dabei sicher und nachhaltig den gewünschten Raumkomfort zu erzielen.
Erdgas Südwest ist ein Energiedienstleister, der Unternehmen in Punkto Energie in die Selbstständigkeit begleitet. Da jedes Bürogebäude selbst bei ähnlicher Technisierung und Ausstattung seine ganz individuellen Rahmenbedingungen besitzt, muss auch für jedes Gebäude stets ein individuelles „biotarkes” Konzept erstellt werden. Dieses hat sowohl das energetische Ziel des Unternehmens, als auch die lokale und technische Machbarkeit im Blick. Dabei setzt es soweit als möglich auf nachhaltig und selbst erzeugte Energie – eben „biologisch” und „autark”.
Der Energiedienstleister hat sich selbst zum eigenen Kunden gemacht und sich sein persönliches „biotarkes” Konzept erstellt und realisiert.
Vor dem Einbau der neuen Anlage stand auch hier eine gewissenhafte Planungsphase. Die Lagerhallen des Unternehmens erwiesen sich zum Beispiel mit ihrer Ost-West-Ausrichtung als ideal für eine möglichst hohe Solarausbeute. Entsprechend wurde der konzeptionelle Schwerpunkt auf Solarenergie gelegt. Heute zieren 584 Solarmodule die 1000 qm großen Dachflächen. Die Anlage ist auf eine Jahresleistung von rund 138000 kWh prognostiziert und könnte damit etwa vierzig Einfamilienhäuser mit erneuerbarem und regional erzeugtem Strom versorgen. Doch anstatt den Strom weiterzugeben, wird er für den eigenen Betrieb genutzt. Mindestens 60 % des eigenen Strombedarfs wird diese Anlage voraussichtlich decken.
Um darüber hinaus auch bei schlechtem Wetter die Grundlast des Verwaltungsgebäudes zu gewährleisten, wurde der Solaranlage eine leistungsfähige Brennstoffzelle zur Seite gestellt. Bei dauerhaftem Betrieb lassen sich so bis zu 13000 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Die Brennstoffzelle ist also ein wahres Kraftpaket – und braucht gleichzeitig weniger als einen Quadratmeter Platz. Sie verwandelt höchst effizient und damit kostengünstig und umweltschonend Erdgas in Strom und Wärme. Und dies rund um die Uhr und unabhängig von Sonne oder Regen. Damit ist sie die optimale Ergänzung zur PV-Anlage und steigert den Autarkiegrad noch einmal auf rund 60 %.
„Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes ein nachhaltiges Betriebsklima hier in Munderkingen”, freut sich Winfried Schneider, Energie-Ingenieur bei Erdgas Südwest. „Selbst bei den vielen dunklen Wolken in diesem Jahr hatten wir nie einen Strom-Engpass. Auch nicht bei Lastspitzen.” Mit fortschreitender Technik will das Unternehmen seinen Autarkiegrad stetig nach wirtschaftlichen und umweltschonenden Gesichtspunkten weiter ausbauen – genauso, wie es dies auch mit seinen Firmenkunden tut.