Beatrice Kindler
Managerin Unternehmenskommunikation
Erdgas Südwest & Firma Wärtsilä bauen ersten deutschen biohybrid-Speicher in Ostrach bei Biogasanlage Hahnennest.
Der regionale Energieversorger Erdgas Südwest hat einen Vertrag mit der Firma Wärtsilä unterzeichnet: Gemeinsam möchte man die erste biohybrid-Anlage Deutschlands bauen. Zunächst kümmern sich beide Unternehmen zusammen um die Genehmigungsplanung. Nach der Zustimmung der Behörden würden dann Lieferung und Bau der Anlage folgen.
Der erste deutsche biohybrid-Speicher soll in Ostrach bei der Biogasanlage des Energieparks Hahnennest entstehen. Das dort erzeugte Biogas wird aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie zum Beispiel Trester und Gülle gewonnen. Die geplante biohybrid-Anlage hat eine Aufbereitungskapazität von 1000 Normkubikmeter Biogas pro Stunde und wird bis zu 10 Tonnen Bio-LNG pro Tag produzieren und speichern können. Zum Vergleich: Damit könnten rund 2500 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang mit Biomethan versorgt und gleichzeitig etwa 11000 Tonnen CO2 eingespart werden.
„Wir freuen uns, dass wir mit Wärtsilä und dem Energiepark Hahnennest zwei Partner gefunden haben, mit denen wir unser biohybrid-Konzept umsetzen können. Damit ermöglichen wir unseren Kunden eine nachhaltige Versorgungssicherheit und ein hohes Maß an Energie-Autarkie in der Region. Darüber hinaus leistet das Konzept einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz vor Ort”, so Oliver Auras, Leiter der Projektentwicklung bei Erdgas Südwest.
Das Unternehmen verfolgt mit der biohybrid-Anlage die Kopplung der Energiesektoren Strom und Wärme sowie die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien vor Ort. Die Anlage wirkt der hohen Volatilität der erneuerbaren Energien entgegen und bietet größte Flexibilität für die spätere Nutzung. In der biohybrid-Anlage wird nachhaltig gewonnener Strom aus Sonne und Wind genutzt, um Energie in Form von flüssigem Biomethan oder Erdgas zu speichern. Durch das Herunterkühlen von 600 Kubikmetern Biomethan auf -162 Grad Celsius entsteht 1 Kubikmeter flüssiges Bio-LNG, das in mobilen Tanks gespeichert werden kann. Durch biohybrid kann das Stromnetz bei Bedarf entlastet und die Versorgungssicherheit erhöht werden. Denn erwärmt man das verflüssigte und gespeicherte Gas wieder, kann jederzeit und an jedem Ort Strom und Wärme erzeugt werden, auch wenn es keine Anbindung an eine Gaspipeline gibt. Dazu bedarf es nur einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage wie zum Beispiel einem Blockheizkraftwerk oder einer Brennstoffzelle. Oder aber es wird als Biomethan wieder ins Netz eingespeist.
Ein weiterer Vorteil: Auch in Sachen Mobilität ist biohybrid ein Schlüsselbegriff. Flüssigerdgas, dessen Akronym LNG vom Englischen liquefied natural gas herrührt, gilt als eine der vielversprechendsten Zukunftslösungen.Handelt es sich um flüssiges Biomethan, so spricht man von Bio-LNG. Mit einer Tagesproduktion der neuen biohybrid-Anlage könnte zum Beispiel die Bodenseefähre bis zu 200 Mal von Konstanz nach Meersburg fahren.
Läuft alles nach Plan, erhält Erdgas Südwest bis Ende 2017 den Genehmigungsbescheid. Damit könnte schon Mitte 2018 mit dem Bau der Anlage begonnen werden.
Wärtsilä ist ein global führender Anbieter von modernen Technologien und ganzheitlichen Lösungen über die gesamte Produktlebensdauer für die Schifffahrts- und Energiemärkte. Durch die Entwicklung nachhaltiger Innovationen und die Steigerung der Gesamteffizienz maximiert Wärtsilä die ökologische und ökonomische Leistung der Schiffe und Kraftwerke seiner Kunden.
2015 erzielte Wärtsilä mit seinen rund 18800 Mitarbeitern einen Nettoumsatz von 5 Milliarden Euro.
Das Unternehmen ist weltweit an über 200 Standorten in 70 Ländern vertreten und ist an der NASDAQ in Helsinki, Finnland, gelistet.
Vier große landwirtschaftliche Familienbetriebe aus Hahnennest haben sich zum Energiepark Hahnennest zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Biogasanlage zu bauen und zu betreiben. Die Anlage wurde im Jahr 2010 geplant und bereits im September 2011 konnten die ersten beiden Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen werden. Anfang 2012 wurde die Biogasaufbereitungsanlage der Firma Haase fertiggestellt. Die Gesamtanlage produziert 1000 Kubikmeter Rohgas in der Stunde, was etwa 5500 KW Energie entspricht. Der Energiepark legt ein besonderes Augenmerk auf Umweltschutz und Energieeffizienz, gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) wurde ein Nachhaltigkeitskonzept erarbeitet und umgesetzt.