Ettlingen, 08.03.2017

Biehl: "Ausbau des Biomethanhandels ist Teil unserer Strategie"

3 Fragen an Ralf Biehl, Erdgas-Südwest-Geschäftsführer

Ettlingen (energate) - Der Gasversorger Erdgas Südwest hat im Februar die Übernahme des Biomethanhändlers BMP Greengas angekündigt. Ralf Biehl, Geschäftsführer von Erdgas Südwest, erklärt im Gespräch mit energate die strategischen Hintergründe und die Bedeutung des Biomethan-Markts.

energate: Herr Biehl, welche Ziele verfolgt Erdgas Südwest mit dem Kauf von BMP Greengas?

Biehl: Ein Teil unserer langfristigen Unternehmensstrategie ist der Ausbau eines wettbewerbsfähigen Biomethanhandels. Mit dem Erwerb der BMP Greengas haben wir dieses Ziel nun früher als gedacht erreicht. Das bringt unsere neuen Geschäftsmodelle für grünes Gas ein gutes Stück voran und unterstützt gleichzeitig die Entwicklung unserer regionalen Beteiligungen für erneuerbare Energien. Für den EnBW-Konzern ist das außerdem ein weiterer Baustein bei der Umsetzung seiner Gasstrategie. Die Bündelung der Biomethan-Mengen im EnBW-Konzern wird die Position der BMP Greengas als einer der führenden Biomethanhändler in Deutschland weiter ausbauen. Künftig soll BMP Greengas für Erdgas Südwest das gesamte Portfolio der erneuerbaren Energien strukturieren und in den Energiemarkt bringen.

energate: Welche Kooperationsmöglichkeiten oder Synergien sehen Sie im operativen Geschäft von Erdgas Südwest und BMP Greengas?

Biehl: Obwohl BMP Greengas als eigenständiges Unternehmen am Standort in München bestehen bleibt, soll es eine enge Zusammenarbeit geben. Die Kompetenzen und Systeme von beiden Unternehmen sollen sich gegenseitig unterstützen und fördern. Vor allem aber sollen die Kunden beider Unternehmen von den Synergien in den Bereichen Produkte, Know-how und IT profitieren. Im Verbund werden beide Unternehmen ihren Lieferanten und Kunden mehr bieten können und künftig deutschlandweit und grenzüberschreitend eine gesamtheitliche Palette an Produkten und Dienstleistungen anbieten. Diese reicht von strukturierter Energie über die Direktvermarktung bis hin zu effizienten und autarken Energielösungen.

energate: Der Markt für Biomethan hat sich zuletzt verhalten entwickelt. Welche Marktentwicklung erwarten Sie und welche Chancen ergeben sich daraus für Sie?

Biehl: Auch nach Auslaufen der EEG-Förderungen sehen wir für Biomethan sowie für neue Geschäftsmodelle mit grünem Gas einen klaren Zukunftsmarkt hier und in Europa. Dabei sind grüne Gase nicht nur zu Biomethan aufbereitetes Biogas aus verschiedenen Einsatzstoffen, sondern auch Klärgas oder Synthesegas. Zum einen stecken die Chancen im Potenzial der grünen Gase im Erdgasnetz. Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, wird die Beimischung im Wärmemarkt unumgänglich sein. Auch im Rahmen der virtuellen Kraftwerke und marktnahen Dienstleistungen wie Regelenergie und Flexibilitätenmanagement werden sie an Bedeutung gewinnen. Zum anderen wird speicherbares grünes Gas bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen: Daher planen wir unsere erste Biohybrid- Anlage. In dieser wird Strom aus Sonne und Wind genutzt, um Energie in Form von flüssigem Biomethan oder Erdgas zu speichern. Dieses kann ebenfalls zur Bereitstellung von Regelenergie oder aber als Kraftstoff und zur Energieversorgung von Non-Pipeline-Gebieten eingesetzt werden. Biohybrid koppelt die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität. BMP Greengas soll diese verschiedenen Energieflüsse für uns managen und vermarkten.

Die Fragen stellte Rouben Bathke, energate-Redaktion Essen.

Herr Biehl